Klettern in la saume
- Simon Bauer

- 23. Aug. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Eckdaten in Stichpunkten:
Talort: Guillestre, Supermarkt, Boulangerie und Restaurants vorhanden, Waschmaschinenstation direkt vor dem Supermarkt
Parken: Am Ende der Schotterstraße und davor viele Parkmöglichkeiten
Beste Jahreszeit: Juni bis September
Zielgruppe: Routen ab 6b vorhanden; Spaß hat man etwa ab 7b+ Niveau; Paradies für KletterInnen im 8ten Franzosengrad
Ausrichtung: Ost – Sonne bis etwa 12 Uhr in der Wand
Höhe: Parkplatz (1800m), Sektor 2 (2100m), Sektor 3 (2500m)
Zustieg: Steil! Sektor 2 ca. 40 Min., Sektor 3 ca. 1:40 Min.
Wichtige Regeln: Kein Feuer, Kein Müll, Campingequipment unter Tags im Auto verstauen
Handyempfang: Selten bis gar nicht
Restday-Activities: Wer sein Auto schonen will bleibt oben – dort bietet sich eine Wanderung durch die wunderschöne Landschaft an. In Guillestre kann man neben dem Supermarkt wunderbar Creps essen.

Klettern in La Saume auf 2500m in Sektor 3.
Ab nach La Saume
Bei der Durchfahrt durch Briancon wurden wir noch von der großen Zahl an Wandertouristen geschockt. Doch um so weiter wir unserem Ziel, „La Saume“ kommen, umso weniger werden die Autos und die Menschen. Nach dem Ort Guillestre biegen wir auf eine Schotterstraße ab. Laut dem Kletterführer „Briancon Climbs“ von 2022 ist die Schotterstraße zum Parkplatz in einem schlechten Zustand und sollte nur mit einem Geländewagen befahren werden. Freunde haben uns aber mitgeteilt, dass Teile der Straße erneuert wurden und diese somit wieder gut befahrbar sei. „Gut befahrbar“ ist dabei eher subjektiv zu verstehen. Zunächst scheint die Schotterstraße wirklich ganz O.K. zu sein. Aber nach etwa der Hälfte zeigt sie sich von ihrer holprigen Seite. Mein Bus tut mir dabei ganz schön leid. Oben angekommen wundern wir uns dann aber doch, wie viele KletterInnen ihren Autos den Weg hier herauf angetan haben. Sogar ein paar Wohnmobile stehen heroben.
Auf dem Weg nach oben treffen wir auf einen Ranger, der uns noch einmal über die einzuhaltenden Regeln vor Ort informiert: Kein Feuer, Kein Müll und das Campingequiment sollte während des Tages im Auto verstaut werden, damit für alle genügend Platz zum Parken ist.
In der Nähe des Parkplatzes gibt es kein fließend Wasser. Einige Kletterer füllen sich ihr Wasser nach dem Klettertag beim Abstieg von dem benachbarten Bach ab. Auch wir tun das und haben dabei keine Probleme. Ansonsten empfiehlt es sich, genügend Wasser vorab im Tal einzukaufen.
Klettern in La Saume:
La Saume ist gegliedert in drei Sektoren. Sektor 1 bietet Plattenkletterei von 6a bis 7b und einige steile Routen. Wir sind daran aber immer nur vorbeigelaufen.
Nach etwa 40 Min. Gehzeit vom Parkplatz erreicht man den zweiten Sektor, der aus zwei Wänden besteht. Die eine Wand bietet relativ kurze, schwere und steile Routen von 7a+ bis 8c (einige schwerere Projekte gibt es dort auch noch) in nordöstlicher Ausrichtung. Die andere Wand lässt einen beim ersten Anblick komplett erstarren. Sie scheint perfekt, steht da wie ein zu Stein gewordener Traum eines jeden Kletterers. Sie ist der Grund warum wir und so viele andere hierher gekommen sind. Die Wand ist nach Osten ausgerichtet und bietet Routen von 6b bis 8c+. In unserem Topo werden 21 verschiedene Routen beschrieben. Das klingt zwar nach nicht viel – Aber: jede einzelne davon scheint wirklich klasse zu sein. Richtig Spaß hat man in diesem Sektor vermutlich ab dem Grad 7b+, perfekt ist es, wenn man Routen im 8ten Franzosengrad klettern will. Denn davon gibt es hier in Hülle und Fülle. Und jede davon sieht extrem gut aus. Die Qualitäten dieser Wand sind nicht unbekannt. Wir treffen Kletterer aus Frankreich, Deutschland, Österreich, Spanien und den USA. Wer sich davor scheut, auch mal für einen Go in seiner Route anzustehen, wird im August zur Ferienzeit hier nicht glücklich werden. Klettern konnten wir während unseres einwöchigen Aufenthaltes hier natürlich nicht alles.
Hier seinen einige Empfehlungen:
· „Ohne Name – 7a, 7c+“ (Nr. 4 im Kletterführer) – eine 50m lange Traumlinie entlang einer überhängenden Kante.
· „Skyrunning – 7b+“ – 40m Ausdauerkletterei vom Feinsten.
· „Choucroute et vielles croutes – 8a“ – einer der viel gemachten Klassiker des Gebietes. Drei schwere Teile, getrennt jeweils durch gute Schüttelpunkte.
· „Saumething more – 8b“ – leider nicht im Topo zu finden. Startet zwischen Nr. 10 und 11. Perfekte Ausdauerkletterei mit zwei harten Boulderstellen.
· „Idee fixe – 8c“ – eine sehr beliebte 8c in perfektem Fels

Der Blick auf den mächtigen Hauptsektor von La Saume
Für alle, die etwas mehr Ruhe beim Klettern suchen und einen deutlich weiteren Zustieg (ca. +50 Min. und 400 Hm) dabei nicht scheuen kann ich den Sektor 3 empfehlen. Der Zustieg führt am Sektor 2 vorbei in Richtung des Schäferhauses. Daran vorbei dem ausgetretenen Pfad folgend immer weiter. Als Orientierungspunkt bietet sich ein weit ausladenendes graues Felsendach über einer gelben Wand, das man schon vom Sektor 2 aus sehen kann. Der Sektor 3 liegt in diesem Tal auf der gegenüberliegenden Seite (Ausrichtung Ost). Wegen des deutlich weiteren Zustiegs verirren sich weniger Kletternde hier her. Alleine waren wir aber während unseres Aufenthaltes auch dort oben nie. Zunächst erreicht man den Sektor D. Hier sind die Routen am längsten (max. 25m). Trotz der Kürze vieler Routen ist der Charakter sehr pumpig. Viele der Routen haben sehr boulderlastige Einzelstellen. Insgesamt ist der Fels deutlich rauer als am unteren Sektor und die Strukturen sind einmalig. Mehr als drei Routen konnte ich pro Tag nicht klettern, dann war die Haut reif für einen Pausentag.
Die folgenden Routen kann ich empfehlen:
· „Le crapaud crapuleux – 6b+“ – Guter Warm-Up, Vorsicht, holt euch dabei keinen Kaltpump!
· „Ohne Name, 7b+ (Nr. 2 im Kletterführer)“ – Anhaltende Ausdauerkletterei an Seitgriffen im Überhang. Traumfels!
· „De beaux lendemains – 7c“ – Traumlinie, leicht überhängender Fels mit interessantem Zubringer und boulderlastiger Abschlusscrux.
· „La Tentation du moindre effort – 7c » Sehr beliebte und häufig gemachte 7c – gilt unter den Locals als gängige 7c.
· „Ohne Name – 8b (Nr. 10 im Kletterführer, früher 8a+) – Extrem rauer Fels, kleine Leisten und extrem kleine Tritte – alles klar!? Eine Hammertour!

Weniger Troubel im Sektor 3 auf 2500m
Für die kühlen Temperaturen im Schatten hatten wir selbst im August immer die dicke Daunenjacke an. An manchen Tagen ergänzten wir diese mit Handschuhen und Mütze. Man merkt hier doch, dass diese Klettergärten sehr hoch liegen und die Luft meist in Bewegung ist.
Ich kann „La Saume“ allen Kletternden ans Herz legen, die nach einem Felsen in wunderschöner Lage für sommerliche Temperaturen suchen. Der untere Sektor ist während der Saison nur für Kletternde empfehlenswert, die sich vor dem „Thalkirchensyndrom“ nicht scheuen. Wer den weiten Zustieg zum oberen Sektor antritt wird mit kurzen Routen in perfektem Fels und etwas mehr Ruhe belohnt.


